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Verantwortung als Chance: Das Transformations­thema Nachhaltigkeit

von | 01. August 2022 | Allgemein

Was Nachhaltigkeit heute so drängend macht

Nachhaltigkeit ist heute in aller Munde. Doch Lippenbekenntnisse oder ein „Greenwashing“ über TV-Kampagnen reichen heute nicht mehr, sondern es müssen auch Taten folgen. Immer noch betreiben viele Unternehmen im Alltagsgeschäft weitgehend „Business As Usual“, obwohl sie sich nach außen mit grünen Lorbeeren schmücken. Immer öfter kollidieren die Aktivitäten von Firmen mit gesellschaftlichen Wertvorstellungen oder ökologischen Belangen. Deshalb ist der Bedarf nach echter, transformativer Nachhaltigkeit aktueller denn je.

Um zu erkennen, dass ökologische und soziale Probleme immer mehr zunehmen, genügt ein Blick in die Nachrichten. Klimawandel, Artensterben und Flüchtlingsströme sind dafür nur einige Beispiele. Ökologische und soziale Nachhaltigkeit ist zu einer Frage des Überlebens der Menschheit geworden. Mit der Verabschiedung der Sustainable Development Goals (SDGs) durch die Vereinten Nationen 2016 geht das Thema Nachhaltigkeit alle an – Bürger, staatliche Institutionen und insbesondere auch Unternehmen. Die beschlossenen Ziele drehen sich unter anderem um Maßnahmen zur Sicherung von Frieden, Ernährungssicherheit, Wasserversorgung, Sustainable Energy und Bildungschancen. Inzwischen übernehmen immer mehr Regierungen die SDGs in eigenen Programmen, Vorschriften und Gesetzen, etwa die EU im Gesetz zur Umsetzung unternehmerischer Sozialverantwortung (EU-CSR-Direktive) oder die Bundesregierung mit ihrer überarbeiteten Nachhaltigkeitsstrategie.

Nicht erst die SDGs haben in der Öffentlichkeit eine breite Diskussion über unternehmerische Verantwortung angestoßen, sondern der Handlungsdruck auf Unternehmen kommt heute ganz direkt und von mehreren Seiten zugleich: Regulatoren, Kunden und Investoren fordern überprüfbare Nachhaltigkeit, beispielsweise durch ESG-Kriterien.

„Öko“ ist ein Trend und Fairtrade ein Verkaufsschlager; Nachhaltigkeit ist längst aus der früheren Nische in den Mainstream gewandert. Nicht nur die junge Generation, sondern auch immer mehr andere Bevölkerungsgruppen interessieren sich für nachhaltige, gesunde, umweltverträgliche Produkte und Ernährung. Der Beweis zeigt sich vor allem in zahlreichen Startups, die sich genau dieses Themas angenommen haben, von veganer Nahrung bis zu Recycling.

Aber auch immer mehr Anleger und Investoren achten auf Corporate Social Responsibility bei ihren Sparplänen, Pensionen und ETFs und ökologisch oder sozial fragwürdige Aktien sind bei vielen Privatanlegern verpönt – auch institutionelle Anleger wie Staats- und Pensionsfons fordern immer öfter die Einhaltung nachhaltiger Standards. In naher Zukunft werden institutionelle Anleger und Vermögensverwalter in naher Zukunft bei der Offenlegung ihrer Anlagestrategie auch ESG-Kriterien (Environmental, Social and Corporate Governance, deutsch: Umwelt, Soziales und Unternehmensführung)) berücksichtigen müssen (§ 134c AktG Ref-E).

Die Anbieter von Finanzdienstleistungen müssen diesen gewandelten Markt bedienen und behelfen sich dafür bei der Bewertung aus einer Vielzahl von Ratings und Benchmarks, die Nachhaltigkeit messbar machen sollen.

Aus diesen politischen und gesellschaftlichen Anforderungen keine unternehmerische Tugend zu machen und Schritte zur Transformation hin zu einer überprüfbaren Nachhaltigkeit oder „Corporate Social Responsibility (CSR) einzuleiten, stellt heute schlichtweg ein unternehmerisches Risiko dar.

Nachhaltige Zukunft, nachhaltige Gewinne: Sustainability lohnt sich

Es ist offensichtlich: Unternehmen müssen sich den neuen Trends anpassen und frühzeitig für eine Regulierung sorgen. Aber nicht nur Compliance ist unabdingbar, um seine operativen Chancen zu behalten. Denn nur wer die Transformation in Richtung Nachhaltigkeit angeht, sichert sich in der Zukunft die Möglichkeit zu wachsen: Stärkung der Marke, Aufwertung der Produktpalette und neue Geschäftsmodelle mit Sustainability-Aspekt können sich als attraktive Umsatz- und Gewinntreiber erweisen. Schließlich gehen Maßnahmen zum Umweltschutz oftmals direkt mit ökonomischem Nutzen einher, drehen sie sich doch oft um Effizienzgewinne (etwa Rohstoff-Recycling). Nachhaltigeres Wirtschaften macht Unternehmen auch weniger störungsanfällig: Wer weniger Plastik einsetzt, ist Ölpreisschwankungen weniger ausgesetzt; wer faire Löhne zahlt, hält Mitarbeiter und Führungskräfte eher im Unternehmen und den Produktionsstätten. Und schließlich stellt die öffentliche Wahrnehmung als nachhaltiges Unternehmen ein wichtiges „moralisches“ Kapital und bietet die Chance zum Mitgestalten.

Wie Unternehmen dabei jedoch große Visionen und Ideen zum Thema Nachhaltigkeit in operative, handhabbare Ziele und Maßnahmen ableiten, bleibt häufig vage und sperrig. Die Reduktion eines unternehmensweiten CO2-Abdrucks ist dabei nur ein Teil der echten unternehmerischen Nachhaltigkeit. Gerade die Frage, was passiert, wenn Nachhaltigkeit kurzfristig einen negativen ökonomischen Effekt mit sich bringt, zeigt vielerorts auch eine klare Tendenz: die Maßnahmen zur Etablierung einer echten Nachhaltigkeitsstrategie werden abgeschwächt oder gar eingestellt. Der Kulturwandel hin zu einem wirklich nachhaltigen Geschäftsmodell, bei dem sowohl die Prozesse, Strukturen und auch der Unternehmenszweck auf eine Outside-In-Perspektive umgestellt wird, ist noch nicht überall angekommen. Der Fokus auf gesellschaftliche und volkswirtschaftliche Problematiken, die durch das eigene Unternehmen verbessert werden können (beispielsweise das Thema Süßwassermangel, Verbesserung des Bildungssystems als Grundlage eines stabilen Arbeitsmarktes oder die Reduzierung des Individualverkehrs), kommt dabei häufig noch zu kurz. Doch ein Trend zeichnet sich ab: Unternehmen müssen sich aufgrund von neuen EU- und deutschlandweiten Gesetzen mehr mit Nachhaltigkeit auseinandersetzen. Diejenigen, die freiwillig jetzt schon mehr tun als diese Gesetze zu erfüllen, werden mittelfristig erfolgreicher sein.

Lesen Sie im nächsten Artikel, wie Nachhaltigkeit im unternehmerischen Kontext anhand des „Drei-Säulen-Modells“ aus Ökonomie, Ökologie und sozialer Verantwortung messbar gemacht werden kann und wie Leitlinien für nachhaltiges Handeln formuliert werden können.

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