Derzeit zwingt die aktuellen Corona-Krise zahlreiche Unternehmen dazu, sich mit neuen Formen der Arbeitsgestaltung auseinanderzusetzen, wenn sie ihren Betrieb nicht vollkommen einstellen wollen. Infolgedessen finden sich zahlreiche Angestellte momentan im Home-Office wieder – und die Regierung fordert eine langfristige Weiteführung dieser Situation bis zumindest Mitte Januar 2021. Leider zeigt aber die Realität, dass viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unvorbereitet und in Reaktion auf die Umstände, nicht als Folge planvollen Vorgehens ins Home-Office geschickt werden und wurden. Herausforderungen wie die Anpassung bestehender Arbeitsstrukturen an die neuen Verhältnisse, neue Formen der Zusammenarbeit und individuelle Herangehensweisen müssen in einer Art „learning-by-doing“ gemeistert werden.
Nach den Erfahrungen der vergangenen Wochen schleifen sich jetzt die Prozesse allmählich ein und während sich für die einen ein langer gehegter Traum erfüllt, bedeutet für andere Home-Office das genaue Gegenteil. Eingespielte Rhythmen wie festgelegter Arbeitsbeginn, Pausen, Feierabend und die gewohnte Arbeitsumgebung entfallen, ebenso die soziale Kontrolle am Arbeitsplatz. All dies muss nunmehr eigenverantwortlich strukturiert werden in einer Umgebung, in der die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit verschwimmen.
Die Arbeit in den eigenen vier Wänden kann schnell zu einer großen Herausforderung und Belastung werden, wenn sie zusätzlich zu den alltäglichen Anforderungen geleistet werden muss. Vor allem Neulinge im Home-Office haben Probleme, ihre Aufgaben anzufangen und besonders auch zu Ende zu bringen – vor allem wenn die Arbeit am Küchentisch oder im Esszimmer erledigt werden soll.
Risikofaktoren bei der Arbeit im Home-Office
Arbeit und Privates verschwimmen
Anders als bei der zeitlich genau geregelten Arbeit im Büro fehlt bei der Arbeit im Home-Office eine feste Struktur und mitunter die räumliche Distanz zum Abschalten. Die Folge ist, dass Angestellte sich permanent im Arbeitsmodus befinden und sich die Arbeitszeiten bis in den späten Abend ziehen können. Statt durch reduzierte Pendelzeiten zu entlasten führt die Heimarbeit zu weniger Pausen, Essen während der Arbeit und Bewegungsmangel und damit zu vermehrtem Stress und der Gefahr der Überlastung. Zudem zeigen erste Erhebungen verschiedener Institute, dass die Netto-Arbeitszeit sich erhöht hat und viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch nach eigentlichem Feierabend immer noch erreichbar sind.
Mangel an Selbstdisziplin
Bei der Arbeit im Home-Office gibt es zahlreiche Ablenkungsquellen wie Haushalt oder Kinderbetreuung. Vielen Angestellten fällt es schwer, sich zu konzentrieren, wenn das Telefon klingelt oder die Kinder von der Schule abgeholt werden müssen. Arbeit im Home-Office erfordert eine hohe Selbstdisziplin, da die Produktivität durch Unterbrechungen erheblich abnimmt. Folglich liegt nicht jedem das Modell des flexiblen Arbeitsplatzes ohne Kontrolle durch Kollegen und Vorgesetzte. Zudem führt die zu erwartende Schließung der Kitas und Schulen kurz vor Weihnachten dazu, dass „mal eben nebenbei“ noch die Kinder zu betreuen sind. Denn gerade die Kleinen leiden ebenfalls unter der aktuellen Kontaktbeschränkung, den Schulschließungen und den damit einhergehenden mangelnden Sozialkontakten.
Mangelnde soziale Kontakte
Wird das Büro dauerhaft und ausschließlich in die eigenen vier Wände verlegt, besteht die Gefahr der sozialen Vereinsamung, da der zwischenmenschliche Austausch mit den Kollegen entfällt. Damit sinkt auch die Arbeitszufriedenheit. Virtuelle Kaffeepausen, Feierabendbierchen und sonstige zunächst nette Ideen sind natürlich kurzfristig eine kleine Auflockerung, sind aber langfristig kein Ersatz für persönliche Kontakte zu den Kollegen.
Home-Office kann sich aber auch negativ auf die Arbeit ganzer Teams auswirken, wenn nämlich innerhalb eines Teams nur einer oder wenige Angestellte zu Hause arbeiten, müssen diese immer wieder auf den neuesten Stand gebracht werden. Dann ist der kollegiale Zusammenhalt ebenso in Gefahr, wie das Teambuilding und die erfolgreiche Zusammenarbeit an Projekten.
Lange Kommunikationswege und fehlende Prozesse
Ein weiteres Risiko beim Home-Office stellt die räumliche Distanz dar. Für kurze Absprachen oder Rückfragen muss entweder zum Telefon gegriffen oder eine Mail verfasst werden. Neben dem Zeitfaktor kommt es hierbei öfter zu Missverständnissen und Aufgabenstellung oder Feedbacks werden falsch oder gar nicht verstanden. So entstehen erhöhter Nachfragebedarf und auch Fehler. Insbesondere bei der gemeinsamen Arbeit an einem Projekt birgt Home-Office das Risiko vieler zusätzlicher Arbeitsschritte. Trotz Videokonferenzen und Skype ist ein Brainstorming oder Feedback am Konferenztisch meist produktiver und es entfallen langwierige Terminabsprachen. Natürlich gibt es viele kollaborative Tools, mit denen man gleichzeitig an einem Thema arbeiten kann – jedoch sind diese in vielen Unternehmen noch nicht etabliert! Gerade Prozesse, die noch nicht auf die Heimarbeit ausgelegt sind, bringen damit viele Arbeitnehmer immer wieder zum Verzweifeln. Nur ein Beispiel hierbei ist das Thema der Unterschriftenregelung mit mehreren Personen im Original – beispielsweise bei Banken oder bei größeren Ausschreibungen (nach VgV). Welche zeichnungsberechtigten Personen sind wann und wo verfügbar? Wie komme ich an deren Unterschrift? Habe ich die Zeit, die Unterlagen per Post ins Büro zu schicken? Treffen wir uns mit Maske auf dem Autobahnparkplatz zwischen unseren beiden Wohnorten?
Home-Office als Karrierekiller
Da in vielen deutschen Unternehmen nach wie vor die Präsenzkultur vorherrschend ist, birgt das Home-Office die Gefahr des Karriereknicks. Die Arbeit zu Hause ist für viele Vorgesetzte „unsichtbar“ und immer noch mit Bequemlichkeit und Unproduktivität assoziiert. Weil in Unternehmen neben der Produktivität auch die Vernetzung und Sympathie eine große Rolle bei der Stellenvergabe oder Beförderungen spielen, ist die Gefahr nicht von der Hand zu weisen, dass in solchen Fällen der präsente Kollege bevorzugt wird.
Coaching als Unterstützung für Home-Office
Ein Coaching für Angestellte im Home-Office kann helfen, die neue Situation mit Energie und den richtigen Fragen gezielt anzugehen. Angestellten kann es helfen, ihren neuen persönlichen Tages- und Wochenrhythmus zu etablieren, und auch zu Hause Arbeit und Freizeit voneinander abzugrenzen. Ein Coach kann auch intervenieren, bevor mangelnde Selbstmotivation und Schwierigkeiten bei der Prioritätensetzung und dem Umgang mit der Nachrichtenflut sich zu Problemen entwickeln. Von enormer Wichtigkeit ist auch der Umgang mit Stress und Ängsten vor Jobverlust.
Führungskräften bietet ein Coaching die Möglichkeit, näher dran zu sein und ihre Mitarbeiter im Home-Office besser zu verstehen und unterstützen. Gerade hier helfen Coaching-Sessions, den Arbeitsalltag zu organisieren, Themen zu bündeln und ein Gespür zu entwickeln, wo es gerade nicht so gut läuft. Denn eines ist klar – die Führung von Menschen im Home-Office ist ganz anders als eine Präsenzführung.
Sie sitzen im Home-Office und haben das Gefühl überfordert zu werden? Sie können nicht mehr abschalten, schlafen schlecht und sind häufig gereizt oder genervt? Dann kontaktieren Sie mich – ich freue mich auf Sie!